Archäologische Denkmäler der Awarenzeit in Mitteleuropa. I–II.

Gleich welche archäologische Frage ein Forscher auch untersucht, er muß dabei mit dem ganzen Kreis der auffmdbaren Parallelen arbeiten können. Und dazu macht es sich erforderlich, das gesamte Materiai über ein Zeitalter oder eine „archäologische Kultur” zusammenzustellen. Nur auf der Grundlage dessen kann er zu einem sicheren Urteil gelangen. Die Zusammenstellung eines solchen Fundortkatasters übersteigt die Fahigkeiten eines einzelnen Menschen bei weitem. Unser aller Hochachtung gebührt deshalb dem Verfasser des ersten Katasters der Awarenzeit, Dezső Csallány, der das nach Vollstandigkeit strebende Verzeichnis aller ihm zuganglichen Quellen vor rund vierzig Jahren zusammengestellt hat. Er zahlte damals 1090 Fundorte auf, wahrend der vorliegende, von József Szentpéteri redigierte Bánd mit mehr als dreimal so vielen Fundorten das gegenwártig denkbar vollstandigste awarische Fundortverzeichnis darstellt, einschließlich des gesamten den Awaren zuzuweisenden Fundmaterials.
Nach dem Erscheinen dieses Grundlagenwerkes wird sich die Awarenzeitforschung auf stabileren Fundamenten entfalten können. Legionen von Fragen harren einer Lösung. Der folgende Uberblick beschrankt sich auf die wichtigsten darunter.
Der Band enthalt, was er verspricht: das in den Zeitraum von 568 bis Anfang des 10. Jahrhunderts zu datierende Fundmaterial aus dem awarischen Stammgebiet. Also das Fundortkataster der Awarenzeit. Allerdings nicht nur das der Awaren. Ist es doch offensichtlich und von Tag zu Tag erneut zu beobachten, daß unter der Herrschaft der Awaren außer den ethnischen Gruppen, die sich an sie binden lassen, auch noch andere Völker gelebt haben; beispielsweise Teile der früheren germanischen Bevölkerung, ja vielleicht sogar sarmatische Restgruppen. Dies zu untersuchen, bildet einen organischen Bestandteil der Geschichte der Awarenzeit.